Mutmaßlicher Hitlergruß auf Bühne – Zulassung der Anklage gegen Schlagersängerin Melanie Müller verzögert sich

Wegen einer zweifelhaften Geste hat die Staatsanwaltschaft im Mai Anklage gegen die Ballermann-Sängerin Melanie Müller erhoben. Ob es zu einem Prozess kommt, muss das Amtsgericht entscheiden – das soll aber noch dauern.

Im Fall der Schlagersängerin Melanie Müller (35), die öffentlich mehrfach den Hitlergruß gezeigt haben soll, verzögert sich die Entscheidung über die Zulassung der Klage. Der bisher zuständige Referatsleiter habe das Referat gewechselt, sagte ein Sprecher des Amtsgerichts Leipzig auf Anfrage. Mit einer Entscheidung sei daher »sicherlich nicht in den kommenden vier Wochen« zu rechnen.

Die Staatsanwaltschaft Leipzig hatte bereits im Mai Anklage gegen Müller erhoben. Mitte September war ein Video aufgetaucht, das Müller während eines Auftritts vor der Leipziger Hooligan-Gruppe »Rowdys Eastside« zeigt. Sie stimmt da den Fußballfangesang »Ost-, Ost-, Ostdeutschland« an, dann schnellt ihr rechter Arm mehrmals hintereinander in die Höhe. Den Hitlergruß zeige sie dabei nicht, behauptet sie. Sie habe »wie oft bei meinen Auftritten den Spruch ›Zicke-zacke, Zicke-zacke, hoi, hoi, hoi‹ als Stimmungsbringer« gerufen und dabei den Arm rhythmisch nach oben gerissen. Im Kontext der Ermittlungen hatte die Polizei im vergangenen Jahr Müllers Wohnhaus in Leipzig durchsucht.

Nähe zu rechter Gruppierung

Ein im August vergangenen Jahres entstandenes Video zeigt Müller zudem bei einem Boxkampf des Kampfsportzirkels »Frontière – Respect of the Streets«. Recherchen des SPIEGEL legen nahe  , dass der Veranstalter enge Verbindungen in die Nazi-, Hooligan- und Rockerszene pflegt. Steffen S., einer der Gründer, trägt einen NS-Adler sowie die Worte »Deutscher Kämpfer« in Fraktur als Tattoos. Einer der Hauptsponsoren, Alexander O., ließ sich eine schwarze Sonne stechen, ein Symbol der SS, das von Neonazis häufig als Ersatzsymbol für das verbotene Hakenkreuz verwendet wird. Auf seinem linken Oberarm prangen zudem zwei doppelte SS-Siegrunen, ein SS-Division-Totenkopf sowie der Schriftzug »Blut und Ehre«. Die letzten drei Motive stehen in Deutschland unter Strafe.

Auf Anfrage des SPIEGEL begründete Müller ihre Teilnahme am Frontière-Boxevent damit, dass sie »begeisterter Boxfan« und »dorthin eingeladen« worden sei. Die Veranstaltung sei ihr und ihrem Management »als Charity-Veranstaltung verkauft« worden. Von Verbindungen in die Nazi-, Hooligan- und Rockerszene wisse sie nichts. Frontière wiederum erklärt, Müller »kam spontan und wurde nicht eingeladen«. Frontière distanziere sich von rechtsextremen Gruppen und folge keiner politischen Richtung, heißt es weiter. »Jeder, der uns näher kennt, weiß, dass wir komplett weltoffen sind.« Politisches Gedankengut und politische Aussagen seien »verboten«. Gründer Steffen S. und Sponsor Alexander O. ließen Anfragen des SPIEGEL unbeantwortet.

Melanie Müller wurde im sächsischen Oschatz geboren. 2014 gewann sie die achte Staffel von »Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!« und trat danach noch in zahlreichen ähnlichen TV-Formaten auf. Als Schlagersängerin singt sie auf Mallorca unter anderem in den Diskotheken Bierkönig und Oberbayern und tritt bei gebuchten Veranstaltungen auf.